Welche Betonprüfungen im Bestand gibt es? Eine Übersicht der gängigsten Methoden und ihrer Vor- und Nachteile

Dieser Beitrag stellt die verschiedenen Betonprüfungen im Bestand dar und gibt eine Übersicht der gängigsten Methoden, inklusive deren Vor- und Nachteile. 

Inhalt

Beton ist ein wichtiger Baustoff und wird für die Konstruktion von zahlreichen Bauwerken verwendet. Im Laufe der Zeit kann der Beton jedoch durch verschiedene Faktoren wie Alterung, Umwelteinflüsse, chemische Angriffe oder falsche Bauweise beeinträchtigt werden. Um die Integrität von Betonbauwerken zu gewährleisten, ist es daher unerlässlich, den Zustand des Betons zu überwachen und regelmäßig Betonprüfungen durchzuführen.

Betonprüfungen im Bestand sind eine wichtige Methode zur Ermittlung des Zustands von Betonbauwerken und zur Identifizierung von Schwachstellen. Es gibt verschiedene Methoden und Techniken, die zur Anwendung kommen können, um eine möglichst präzise Aussage über den Zustand des Betons zu treffen. Diese Methoden und Techniken können je nach Art des Bauwerks und der zu untersuchenden Bereiche eingesetzt werden und sind oft mit speziellen Geräten und Messinstrumenten verbunden. Mit Hilfe von Betonprüfungen können Schäden und Schwachstellen im Beton identifiziert werden, bevor sie zu ernsthaften Sicherheitsrisiken führen und eine aufwendige Sanierung oder sogar einen Abriss des Bauwerks erforderlich machen.

Die Ergebnisse von Betonprüfungen können für verschiedene Zwecke verwendet werden, wie zum Beispiel:

  • Feststellung der Tragfähigkeit des Betons
  • Identifizierung von Schäden und Rissen im Beton
  • Ermittlung der Dicke von Betonschichten
  • Bestimmung der Zusammensetzung und Qualität des Betons
  • Überprüfung der Einhaltung von Vorgaben und Normen

Die Durchführung von Betonprüfungen im Bestand ist somit ein wichtiger Bestandteil der Instandhaltung und Instandsetzung von Betonbauwerken. Sie ermöglicht es, frühzeitig Schäden zu erkennen und Maßnahmen zur Reparatur oder Stabilisierung des Betons zu ergreifen, bevor es zu schwerwiegenden Schäden oder sogar zum Einsturz des Bauwerks kommt. Betonprüfung sind damit integraler Bestandteil für eine wirtschaftliche Instandhaltung von Betonbauwerken. 

Betonprüfungen im Bestand können in zerstörende und nicht zerstörende Prüfverfahren unterteilt werden. Bei zerstörenden Prüfverfahren wird das Gefüge gestört, wohingegen bei nicht zerstörenden Prüfverfahren keine Störung des Gefüges stattfindet. 

Gängige Betonprüfungen im Bestand sind:

Durch die Kombination verschiedener Prüfverfahren kann ein umfassendes Bild des Zustands des Betons im Bestand ermittelt und mögliche Schwachstellen frühzeitig erkannt werden.

2 Potentialfeldmessung Bild Auswertung Onlinebaugutachter
Auswertung und Darstellung eines Potentialfeldscans

Stemmöffnungen sind ein zerstörendes Prüfverfahren zur Untersuchung von Stahlbeton im Bestand. Bei diesem Verfahren wird mithilfe von Bohr- oder Schneidwerkzeugen ein Teil des Betons entnommen, um den Zustand des Betons zu bewerten.

Die Funktionsweise von Stemmöffnungen ist vergleichsweise einfach: Mit Hilfe von Bohr- oder Schneidwerkzeugen wird ein Teil des Betons entfernt. Anschließend können verschiedene Eigenschaften wie die Karbonatisierungstiefe ermittelt werden.

Ein großer Vorteil von Stemmöffnungen ist, dass durch das Entfernen des Betons eine direkte Sicht auf das darunterliegende Material ermöglicht wird. Dadurch können Schäden sehr genau untersucht werden und es kann eine genaue Aussage über den Zustand des Betons getroffen werden. Außerdem ist das Verfahren relativ preiswert und schnell durchführbar.

Ein Nachteil von Stemmöffnungen ist jedoch, dass das Verfahren zerstörend ist. Das bedeutet, dass durch die Entnahme von Beton auch das Bauwerk beschädigt wird. Aus diesem Grund sollten Stemmöffnungen nur an geeigneten Stellen durchgeführt werden, um Schäden so gering wie möglich zu halten.

Ein Anwendungsbeispiel für Stemmöffnungen wäre beispielsweise die Untersuchung von Betonfassaden an einem Hochhaus. Hier könnten an verschiedenen Stellen Stemmöffnungen durchgeführt werden, um Korrosionsschäden an der Bewehrung oder Risse im Beton zu untersuchen. Anhand dieser Ergebnisse kann dann eine genaue Einschätzung des Zustands des Betons getroffen werden.

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Die Chloridanalyse ist ein nicht zerstörendes Prüfverfahren, das zur Untersuchung des Chloridgehalts im Beton verwendet wird. Die Analyse ist eine wichtige Methode zur Bestimmung des Korrosionsrisikos von Bewehrungsstählen in Stahlbetonbauwerken.

Die Funktionsweise der Chloridanalyse besteht darin, dass eine Probe des Betons entnommen wird und dann im Labor auf ihren Chloridgehalt untersucht wird. Die Entnahme von Proben verläuft üblicherweise tiefengestaffelt. Die Untersuchung im Labor kann durch verschiedene Methoden erfolgen, wie zum Beispiel durch ionenselektive Elektroden oder Titration.

Die Vorteile der Chloridanalyse liegt darin, dass sie gering invasiv ist und somit der Beton nur wenig beschädigt wird. Sie ermöglicht es auch, das Korrosionsrisiko von Bewehrungsstählen in Stahlbetonbauwerken zu bestimmen. So können gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um die Korrosion zu verhindern und somit die Lebensdauer des Bauwerks zu verlängern.

Ein Anwendungsbeispiel für die Chloridanalyse ist die Überprüfung von Brücken, die über Salzwasser führen. Hier kann der Chloridgehalt im Beton erhöht sein und somit das Korrosionsrisiko der Bewehrungsstähle erhöhen. Durch die Chloridanalyse kann das Korrosionsrisiko bewertet werden und entsprechende Maßnahmen zur Instandhaltung und Schadensprävention ergriffen werden.

Ein Nachteil der Chloridanalyse ist jedoch, dass sie nicht unbedingt genau ist, da der Chloridgehalt im Beton variieren kann. Zudem kann sie zeitaufwendig und teuer sein, da eine Probe entnommen werden muss und eine Laboranalyse durchgeführt werden muss.

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Die Prüfung der Oberflächenzugfestigkeit ist eine zerstörende Methode zur Bestimmung der Festigkeit des Betons in Stahlbetonbauwerken. Dabei wird ein Prüfstempel auf die Oberfläche des Betons geklebt und solange gezogen, bis ein Versagen eintritt. Die Zugkraft wird dabei durch einen Hydraulikzylinder aufgebracht und gemessen. 

Ein großer Vorteil der Prüfung der Oberflächenzugfestigkeit ist, dass sie direkt vor Ort durchgeführt werden kann und keine Probennahme erforderlich ist. Die Methode ist schnell und einfach durchzuführen und es können mehrere Prüfstempel an verschiedenen Stellen der Oberfläche angebracht werden, um eine Aussage zur Festigkeit des Betons ableiten zu können. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Methode vergleichsweise kostengünstig ist. Allerdings können durch das Anbringen des Prüfstempels optische Schäden am Beton entstehen.

Nachteile: Ein Nachteil ist, dass das Verfahren eine Zerstörung der Betonoberfläche erfordert, was bei sichtbaren Oberflächen oder Kunstwerken nicht wünschenswert ist. Außerdem kann die Oberflächenzugfestigkeit nicht immer eine genaue Aussage über die tatsächliche Festigkeit des Betons im Inneren des Bauteils treffen.

Anwendungsbeispiel: Die Prüfung der Oberflächenzugfestigkeit kann beispielsweise eingesetzt werden, um den Zustand von Brückenpfeilern zu untersuchen. Hierbei wird an verschiedenen Stellen die Oberflächenzugfestigkeit ermittelt, um den Beton in  die Altbetonklassen einzugruppieren, um darauf aufbauend ein zielführendes Instandhaltungskonzept entwickeln zu können. 

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Die zerstörungsfreie Ermittlung der Betondeckung ist ein Verfahren zur Bestimmung der Dicke der Betonüberdeckung auf der Oberfläche von Stahlbetonkonstruktionen, ohne dass der Beton zerstört werden muss. Das Verfahren basiert auf der elektromagnetischen Induktion und nutzt magnetische Felder, um die Dicke der Betonüberdeckung zu messen. Hierbei wird ein spezielles Messgerät verwendet, das in der Lage ist, die magnetischen Eigenschaften des Betons zu messen. Die Messung erfolgt durch das Aufsetzen des Messgeräts auf die Oberfläche des Betons und das Senden eines magnetischen Impulses, der in den Beton eindringt. Durch die Messung des reflektierten Signals kann die Dicke der Betonüberdeckung ermittelt werden.

Die Vorteile dieses Verfahrens liegen vor allem in der Nichtinvasivität und der schnellen Durchführbarkeit. Es ist nicht notwendig, Betonteile abzutragen oder zu beschädigen, was das Risiko von Beschädigungen und Reparaturkosten minimiert. Darüber hinaus können große Flächen in kurzer Zeit abgedeckt werden.

Ein Anwendungsbeispiel für die zerstörungsfreie Ermittlung der Betondeckung ist die Überprüfung der Qualität von Betondeckungen in Parkhäusern oder Brückenbauwerken. Hier kann das Verfahren eingesetzt werden, um die Deckung des Betons über der Bewehrung zu messen und sicherzustellen, dass die Konstruktion den erforderlichen Standards entspricht.

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Die Schadensaufnahme ist ein nicht zerstörendes Prüfverfahren zur Untersuchung des Zustands von Betonbauwerken im Bestand. Dabei werden die Schäden an der Oberfläche des Betons visuell aufgenommen und dokumentiert. Die Funktionsweise besteht darin, dass erfahrene Prüfer das Bauwerk auf Schäden, Risse, Absplitterungen, Verfärbungen oder Ausblühungen untersuchen und die Ergebnisse in einem Schadenskataster festhalten.

Vorteile der Schadensaufnahme sind die schnelle Durchführbarkeit, der geringe technische Aufwand und die vergleichsweise niedrigen Kosten. Zudem kann durch die Dokumentation der Schäden eine regelmäßige Überwachung des Zustands des Bauwerks erfolgen.

Ein Anwendungsbeispiel für die Schadensaufnahme ist die Untersuchung von Brückenbauwerken. Hier können durch die regelmäßige visuelle Überprüfung der Schäden und Risse Aussagen über die Langzeitstabilität und Sicherheit des Bauwerks getroffen werden. Auch bei der Bewertung von Sanierungsmaßnahmen kann die Schadensaufnahme wichtige Informationen liefern.

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Die Prüfung der Betondruckfestigkeit an Bohrkernen ist ein zerstörendes Verfahren, bei dem Proben aus dem Betonbauwerk entnommen werden. Die entnommenen Proben, die als Bohrkerne bezeichnet werden, haben in der Regel einen Durchmesser von 50-150 mm und eine Länge von 100-500 mm. Die Proben werden in einem Labor unter kontrollierten Bedingungen belastet, um die Druckfestigkeit des Betons zu bestimmen.

Die Funktionsweise dieser Methode ist einfach: Die Bohrkerne werden entnommen und in einem Labor untersucht. Um die Druckfestigkeit des Betons zu bestimmen, wird die Belastung auf die Probe erhöht, bis sie versagt. Dabei wird die Kraft gemessen, die benötigt wird, um den Beton zu zerstören. Aus diesen Daten wird die Druckfestigkeit des Betons berechnet.

Ein großer Vorteil der Prüfung der Betondruckfestigkeit an Bohrkernen ist, dass sie eine genaue Bestimmung der tatsächlichen Festigkeit des Betons ermöglicht. Zudem können durch die Entnahme von Bohrkernen auch Schichtdicken, Risse und andere Unregelmäßigkeiten im Beton erkannt werden. Ein Nachteil dieser Methode ist jedoch, dass sie ein zerstörendes Verfahren ist und somit nur an begrenzten Stellen angewendet werden kann, ohne das Bauwerk zu beeinträchtigen.

Ein Anwendungsbeispiel für die Prüfung der Betondruckfestigkeit an Bohrkernen ist die Bestimmung der Tragfähigkeit von Brücken. Wenn die Druckfestigkeit des Betons in den Tragteilen einer Brücke abnimmt, kann dies die Tragfähigkeit des Bauwerks beeinträchtigen und möglicherweise zu schweren Schäden oder sogar zum Einsturz führen. Durch die Entnahme von Bohrkernen und die Bestimmung der Druckfestigkeit des Betons können Ingenieure die Tragfähigkeit der Brücke bestimmen und sicherstellen, dass sie den Anforderungen entspricht.

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Radar- und Ultraschallmessungen gehören zu den zerstörungsfreien Prüfverfahren und dienen zur Ermittlung von Informationen über den Zustand von Stahlbeton im Bestand. Dabei können sowohl die Lage der Bewehrung als auch die Dicke von Bauteilen ermittelt werden.

Die Funktionsweise von Radar- und Ultraschallmessungen basiert auf dem Senden von elektromagnetischen oder akustischen Wellen durch das zu prüfende Bauteil. Durch die Auswertung der reflektierten Wellen können Rückschlüsse auf die Eigenschaften des Materials gezogen werden, wie beispielsweise die Betondicke oder die Lage der Bewehrung.

Der Vorteil von Radar- und Ultraschallmessungen liegt darin, dass sie zerstörungsfrei sind und somit das Bauwerk nicht beschädigt wird. Zudem können große Flächen in kurzer Zeit untersucht werden. Nachteilig ist jedoch, dass die Aussagekraft der Ergebnisse von verschiedenen Faktoren abhängig ist, wie beispielsweise der Qualität des Materials oder der Oberflächenbeschaffenheit.

Ein Anwendungsbeispiel für die Verwendung von Radar- und Ultraschallmessungen ist die Untersuchung von Brückenpfeilern. Hier können die Messungen dazu genutzt werden, um die Betondeckung zu bestimmen und mögliche Schäden, wie Risse oder Hohlräume im Inneren des Betons, aufzudecken. Auch bei der Untersuchung von Tunnelwänden oder anderen großen Betonstrukturen können Radar- und Ultraschallmessungen eingesetzt werden, um Informationen über die Qualität und Integrität des Betons zu gewinnen.

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Das Impact-Echo Verfahren ist eine zerstörungsfreie Methode zur Prüfung von Stahlbeton im Bestand, die auf akustischen Messungen basiert. Dabei wird eine kleine mechanische Erschütterung auf das zu prüfende Bauteil aufgebracht und die Schallemissionen gemessen und analysiert. Diese Schallemissionen, die durch innere Reflektionen im Bauteil entstehen, können Aufschluss über den Zustand des Betons geben.

Die Funktionsweise des Impact-Echo Verfahrens beruht auf der Annahme, dass sich Schallwellen im Beton in Abhängigkeit von seiner Beschaffenheit unterschiedlich ausbreiten. Bei intaktem Beton wird der Schall reflektiert und gestreut, bei Rissen oder Hohlräumen kann der Schall jedoch weiter in das Material eindringen und sich anders ausbreiten. Durch Messungen und Auswertungen dieser Schallwellen können Rückschlüsse auf die Qualität und Integrität des Betons gezogen werden.

Ein Vorteil des Impact-Echo Verfahrens ist seine hohe Genauigkeit bei der Messung der Dicke von Betondecken und bei der Lokalisierung von Rissen und Hohlräumen. Zudem ist es eine zerstörungsfreie Methode, die keine Schäden am Bauteil verursacht. Allerdings ist die Methode sehr empfindlich gegenüber Veränderungen der Oberflächenbeschaffenheit und erfordert eine sorgfältige Vorbereitung der Messstelle.

Ein Anwendungsbeispiel für das Impact-Echo Verfahren ist die Untersuchung von Brückenpfeilern. Durch die Messung der Schallemissionen kann die Dicke des Betons ermittelt und Risse oder Hohlräume lokalisiert werden. Dies ermöglicht eine gezielte Instandsetzung und Verlängerung der Lebensdauer des Bauwerks.

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Zugeschnitten 3 Onlinebaugutachter

Jens Temesberger

Bauingenieur und Inhaber des Onlinebaugutachters. Seine Tätigkeitsschwerpunkte sind allgemeine Sachverständigentätigkeiten, die Planung und Begleitung von Instandhaltungsmaßnahmen an Betonbauwerken und die Baustofftechnologie.