Stemmstellen an Bauteilen von Bestandsbauwerken: Art und Weise, Zweck & Nutzen

Stemmstellen werden bei nahezu jeder Bauwerksprüfung erstellt. Dieser Beitrag erläutert was Stemmstellen sind, deren Zweck & Nutzen, wie sie ausgeführt werden und was sie kosten. 

Inhalt

Das Wichtigste in Kürze

  • Lokale Bauteilöffnungen
  • Feststellung dauerhaftigkeitsrelevanter Eigenschaften, wie Carbonatisierungstiefe und Bewehrungszustand
  • Notwendig um zielführendes Instandhaltungskonzept zu erstellen
  • Verortung und Anzahl bauwerksspezifisch festzulegen
  • Ablauf: Verortung Bewehrung, Abteufen, Reinigen, Feststellung der Eigenschaften und Verschluss

Was sind Stemmstellen?

Stemmstellen, auch Sondierungsöffnungen genannt, sind hergestellte Öffnungen an Betonbauteilen, um verschiedene Eigenschaften des Bestandsbetons und der Bestandsbewehrung festzustellen. Stemmstellen werden mittels eines Schlagbohrers hergestellt, wobei im Regelfall Stellen ausgewählt werden, an denen Bewehrung vermutet wird. Es wird grundsätzlich versucht Stemmstellen möglichst klein auszuführen, um das Bauteil nur in geringem Maß zu schädigen. Die Tiefe der Öffnung ist abhängig von den erwarteten Einwirkungen und der Tiefe der Bestandsbewehrung. 

Das untenstehende Bild zeigt eine Stemmstelle an der Rippe einer Rippendecke. Im vorliegenden Fall ist im Zuge der Öffnung des Bauteils die seitliche Flanke der Rippe abgefallen. 

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Stemmstellen (Sondierungsöffnungen) werden hergestellt, um eine Aussage über die folgenden Angaben machen zu können: 

  • Bewehrungsart: Rippung vorhanden?, Bewehrungsdurchmesser
  • Anzahl der Bewehrung
  • Bewehrungszustand: Korrosionsgrad oder Querschnittsminderung vorhanden? 
  • Verbund mit Bestandsbeton
  • Betonüberdeckung
  • Grad der Karbonatisierung

Das untenstehende Protokoll zeigt die aufgenommenen Eigenschaften der oben dargestellten Stemmstelle.

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Der grundlegende Zweck zur Erstellung von Stemmstellen zur Feststellung der oben genannten Angaben ergibt sich aus den Angaben der geltenden technischen Regelwerke, insbesondere der Technischen Regel Instandhaltung, herausgegeben durch das Deutsche Institut für Bautechnik.

Dieses fordert bei der Planung der Instandhaltung von Betonbauwerken die Feststellung des Ist-Zustandes. Hierunter fällt die Ermittlung, Darstellung und Beurteilung der folgender Sachverhalte: 

  • Übereinstimmung mit Bestandsplänen
  • Vorgeschichte
  • Schädigungsgrad
  • Ausmaß der Schädigung 
  • Dauerhaftigkeitsrelevante Einwirkungen
  • Ursache von Schäden
  • Abschätzung der weiteren Zustandsentwicklung

Es sind alle relevanten Einwirkungen auf das Bauwerk zu ermitteln. Ziel dessen ist eine zielgerichtete Instandhaltung des Bauwerkes. 

Neben dem Erfordernis von Stemmstellen aus den geltenden technischen Regelwerken ergibt sich ein Erfordernis zur Validierung von zerstörungsfreien Prüfverfahren. Die zerstörungsfreien Prüfverfahren ermitteln Eigenschaften durch indirekte Prüfungen. Es empfiehlt sich grundsätzlich solche Prüfungen durch Stemmstellen zu validieren, insbesondere bei der Messung der Betondeckung und bei der Potentialfeldmessung. Hintergrund ist eine Störanfälligkeit bspw. aufgrund präsenter Oberflächenbeschichtungen oder anderen metallischen Bauteilen. 

Im ersten Schritt wird Bestandsbewehrung mittels einer zerstörungsfreien Messung geortet. Die Bewehrungsortung findet in zwei Richtungen 90° zu einander statt, wodurch sich eine Kreuzung ergibt. Nachlaufend wird der Beton an der Stelle bis zum auffinden der Bewehrung abgetragen. Der Abtrag muss insoweit stattfinden, als das der Bewehrungsdurchmesser und der Bewehrungszustand ermittelt werden kann.  Im nächsten Schritt wird die Stelle entweder mit Besen und Pinsel oder einem Industriestaubsauger gesäubert. Die Eigenschaften werden sodann festgestellt und eine Bilddokumentation angefertigt. Zuletzt wird die Stemmstelle durch ein geeignetes Material wieder verschlossen. 

Abtrag bis zum Auffinden der Bewehrung

Entfernen von Staub. 

Carbonatisierungstiefe, Bewehrungsart, Bewehrungszustand und Betondeckung

Wiederherstellung eines Schutzverbundes.

  1. Stemmstellen an maßgebenden Orten erstellen.
  2. Ausreichende Anzahl an Stemmstellen zur Ermittlung aller relevanten Einwirkungen.
  3. Bilddokumentation, insbesondere wenn erhebliche Schädigungen präsent sind.

Was kosten Stemmstellen?

Bei einer Einzelbeauftragung können Stemmstellen nach Aufwand oder als Stückpreis abgerechnet werden. Unser aktuellen Aufwandssätze und Stückpreise finden sie hier. Falls der Planer mit allen Leistungsphasen beauftragt wird sind diese häufig im Aufwand des Planers berücksichtigt. 

Unser Angebot

Der Onlinebaugutachter bietet ein umfassendes Leistungsangebot für die Instandhaltung von Betonbauwerken an. Es können auch einzelne Untersuchungen beauftragt werden. Nehmen sie gerne Kontakt mit uns auf oder buchen sie eine erste Onlineberatung

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Jens Temesberger

Bauingenieur und Gründer des Onlinebaugutachters. Seine Tätigkeitsschwerpunkte sind allgemeine Sachverständigentätigkeiten, die Planung und Begleitung von Instandhaltungsmaßnahmen an Betonbauwerken und die Baustofftechnologie. Mit dem Onlinebaugutachter möchte er das Sachverständigenwesen in der Baubranche mit den Methoden der heutigen Zeit verknüpfen.