Instandsetzung einer Tiefgarage eines Mehrfamilienhauses

Dieser Beitrag beschreibt die Instandsetzung einer Tiefgarage eines Mehrfamilienhauses. Aufbauend auf einer Zustandsanalyse in Verbindung mit tragwerksplanerischen Aspekten wurde die Instandsetzung konzipiert, geplant und daraufhin ausgeführt. Die Ausführung wird in Form einer Bilddokumentation dargestellt.

Inhalt

Projektbeschreibung

Die Tiefgarage ist Teil eines Mehrfamilienwohnhauses bei Stuttgart. Sie wurde im Jahr 2004 erstellt. Der Zugang für PKW`s erfolgt über eine Rampe mit automatischem Garagentor.

Die angeschlossenen Mehrfamilienhäuser haben einen direkten Zugang, wobei die Häuser selbst entkoppelt von der Tiefgarage sind. 

Die vertikale Lastabtragung in den Untergrund erfolgt über die umlaufenden Wände und dreizehn symmetrisch verteilten Stützen.

Die Tiefgarage ist als Einzelgarage eingestuft. 

Vereinfachter Grundriss Tiefgarage Onlinebaugutachter
Vereinfachte Darstellung ohne angeschlossene Mehrfamilienhäuser

Sie wurde in Stahlbetonbauweise ausgeführt, deren Wände als Teil-Fertigteilplatten mit Ortbetonauffüllung erstellt wurden. Das Bauwerk wurde als Weiße-Wanne-Konstruktion ausgebildet, da Grundwasser um das Bauwerk saisonal ansteht. Die Bodenplatte wurde, wie vor 2005 üblich, ohne Oberflächenschutz ausgeführt. Die Wände und Stützen hatten einen hellen Anstrich.

Die Entwässerung findet über eine Verdunstungsrinne in Längsrichtung statt.

Allgemeiner Zustand

Im Übersichtsbild sind die untergliederten Einzelstellplätze und die Entwässerungsrinne zu sehen.

Allg. Zustand Ostfildern Onlinebaugutachter
Übersichtsbild allgemeiner Zustand

Allgemein war ein Abblättern des hellen Farbanstriches wie auch flächige Korrosionserscheinungen auf der unbehandelten Bodenplatte zu erkennen. 

Im Einfahrtsbereich waren Kantenabbrüche, sowie eine teils flächige Rissausbildung auf der Bodenplatte zu erkennen.

Im ersten Schritt wurde eine Zustandserfassung mit anschließender Erarbeitung eines Instandsetzungskonzeptes  beauftragt. 

Die Zustandserfassung umfasste folgende Untersuchungen: 

Es wurden folgende Sachverhalte festgestellt: 

  • Bewehrungskorrosion an Stemmstellen der Bodenplatte, trotz niedriger Chloridgehalte
  • Teils Chloridgehalte über dem kritisch korrosionsauslösenden Chloridgehalt
  • Allg. zu geringe Bewehrungsüberdeckung
  • Bewehrung nicht wie vorgesehen eingebaut (falsche Bewehrungslage)

Grundsätzlich muss durch den Auftraggeber nach der Technischen Regel Instandhaltung ein Tragwerksplaner benannt und beauftragt werden, welcher Fragen der Standsicherheit beantwortet.

Im vorliegenden Fall wurde der Tragwerksplaner insbesondere aufgrund der Unregelmäßigkeiten in Bezug auf die Bewehrungslage in der Bodenplatte mit einbezogen. 

Der Tragwerksplaner hat nachfolgend festgestellt, das die Abweichungen in Bezug auf die Bewehrungslage dazu führen, dass hierdurch der planmäßige Hebelarm nicht erreicht wird. Aus diesem Grund ergab sich der Ausbau der oberen Bewehrungslage und der erneute Einbau in die planmäßige Lage, um die Tragfähigkeit nachweisen zu können. Gleichzeitig wurde rissbreitenreduzierende Bewehrung ergänzt. Der Nachweis der Kraftübertragung zwischen Bestandsbeton und der neu einzubringenden Betonschicht wurde durch Schubverbinder erbracht. 

Die Zustandsfeststellung in Verbindung mit den tragwerksplanerischen Randbedingungen ergab somit eine Instandsetzungsplanung, welche folgende wesentlichen Arbeiten für die Bodenplatte und die Stützen vorsah:

  1. Betonabtrag
  2. Einbringen Schubverbinder
  3. Einbau Bewehrungsstahl
  4. Einbau Beton
  5. Oberflächenschutzsystem 

Die Kosten für die Instandsetzung wurden in der Kostenschätzung auf ca. 245.000 Euro netto geschätzt. Hier sind die Kosten für die Planung und Begleitung der Maßnahme durch den Fachplaner nicht mit berücksichtigt. 

Aufgrund der Standsicherheitsrelevanz wurde die Maßnahme umgehend geplant, die Bauleistungen ausgeschrieben und anschließend ausgeführt. 

Nachfolgend werden die wesentlichen Maßnahmen in einer Bilddokumentation dargestellt:

Betonabtrag durch Höchstdruckwasserstrahlen

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Bodenplatte nach Betonabtrag, während Einbau Schubverbinder und Bewehrung

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Einbau Lieferbeton mit Betonpumpe und Rüttelflasche

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Oberflächenbehandlung mit Flüggelglätter

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Nachbehandlung des Betons durch Abdecken

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Vorbereitete Betonoberfläche (nach Kugelstrahlen) und Beginn Applikation Oberflächenschutzsystem

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Applikation Oberflächenschutzsystem

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Oberflächenschutzsystem bei Abnahme und eingebaute Garagenabtrennungen

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Der Onlinebaugutachter bietet ein umfassendes Leistungsangebot für die Instandhaltung von Betonbauwerken an. Es können auch einzelne Untersuchungen beauftragt werden. Nehmen sie gerne Kontakt mit uns auf oder buchen sie eine erste Onlineberatung

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Jens Temesberger

Bauingenieur und Gründer des Onlinebaugutachters. Seine Tätigkeitsschwerpunkte sind allgemeine Sachverständigentätigkeiten, die Planung und Begleitung von Instandhaltungsmaßnahmen an Betonbauwerken und die Baustofftechnologie. Mit dem Onlinebaugutachter möchte er das Sachverständigenwesen in der Baubranche mit den Methoden der heutigen Zeit verknüpfen.